Über uns

Wenn du mehr über unsere Beweggründe erfahren möchtest, lies dazu unseren internen Verhaltenskodex hier.

Das Fluid Team besteht zu einem sehr großen Teil aus weißen cis Menschen mit einem mehrheitlich akademischen Hintergrund und deutscher Staatsbürger*innenschaft. Unsere Gruppe vertritt queere und hetero Perspektiven. Mit diesen Machtdynamiken setzt sich das Team aktiv auseinander und ist im Prozess, das Konzept von Allyship und Powersharing zu erlernen und zu erarbeiten. 

Disclaimer: In unseren Glossarien findest du Definitionen zu den Begriffen, die wir hier verwenden.

News

04/2024: Israel - Palästina // Statement

Unser Code of Conduct gibt einen Einblick in unsere Verhaltensgrundsätze: Wir stehen für Menschenwürde, Antidiskriminierung, Gewaltlosigkeit und das Eintreten für die Freiheit und gleiche Rechte für alle Menschen, unabhängig von ihrer sexuellen Orientierung, Identität, Herkunft, Bildungsstand und anderen Faktoren, ein. Diese Werte sind auch entscheidend für die Grundlage unserer Sichtweise auf die humanitäre Krise in Palästina. Angesichts der jüngsten Ereignisse halten wir es für unerlässlich, unsere Haltung mit Euch zu teilen.

Disclaimer: Die historischen Zusammenhänge sind kompliziert und wir als Team sind keine Expert*innen auf diesem Gebiet. Wir sind eine heterogene Gruppe, aber auch wenn unsere Meinungen zu diesem Thema nicht vollständig übereinstimmen, teilen wir doch viele Grundwerte. Dies ist eine Momentaufnahme unserer Ansichten Ende März 2024. Wir werden weiter lernen und unsere Ansichten mit neu erlangtem Wissen möglicherweise ändern. Daher können und wollen wir nicht ausschließen, dass wir einige unserer Formulierungen in Zukunft so nicht mehr aufschreiben würden. Wir sehen diese Fluktuation als Teil unseres Lernprozesses. Dennoch halten wir es für notwendig, jetzt einen Einblick in unsere aktuellen Ansichten zu geben.

Wir stehen solidarisch mit der Zivilbevölkerung Palästinas, die wie alle anderen Menschen auf der Welt ein Recht auf ein friedliches, selbstbestimmtes, freies Leben in Würde und Sicherheit hat. Wir wenden uns entschieden gegen die anhaltenden Bombardierungen und den Beschuss, durch die die israelische Regierung seit dem 7. Oktober bereits über 33.000 Menschen im Gazastreifen getötet hat, darunter mehr als ein Drittel Kinder, und verurteilen diese. Wir fordern einen sofortigen und dauerhaften Waffenstillstand in Gaza.

Seit der Nakba im Jahr 1948 leben viele Palästinenser*innen unter repressiven Regeln und sind mit einem System der Unterdrückung konfrontiert. Da der Gazastreifen im Laufe der Jahre immer wieder angegriffen wurde, wachsen viele mit Hunger, Krankheit, Wasser- und Stromknappheit, ständiger Gewalt und Traumata auf. Auch im Westjordanland und in Ostjerusalem (das nach UN-Recht illegal besetzt ist) kommt es immer wieder zu brutalen Angriffen auf die palästinensische Bevölkerung durch israelische Siedlerinnen und Militär sowie zu illegalen Landbesiedlungen. Aufgrund der anhaltenden Unterdrückung und der unterschiedlichen Gesetze für Israeli*innen und Palästinenser*innen kritisieren einige das System, dem Palästinenser*innen ausgesetzt sind, als eine Form der Apartheid.

Wir möchten klarstellen, dass wir die Angriffe des 7. Oktober, die zu großen Teilen von der Hamas ausgeführt wurden und bei denen mindestens 1.100 Israeli*innen, darunter 695 Zivilist*innen, sowie 260 Raver*innen, des Supernova-Festivals, brutal ermordet wurden, verurteilen. Ebenso lehnen wir die Anwendung sexualisierter Gewalt und die Entführung von mehr als zweihundert Geiseln entschieden ab. Wir erkennen das Leid und Trauma an, zu dem die Anschläge des 7. Oktobers geführt haben, und fordern die sofortige und sichere Freilassung der verbleibenden Geiseln.

Die Hamas ist mit ihrer klerikal-faschistischen politischen Agenda ein erklärter Feind der freien, vielfältigen und offenen Gesellschaft. Sie ist ein korruptes, radikal-islamistisches Regime, das den Gazastreifen seit 16 Jahren gewaltsam beherrscht und gleichzeitig die Absicht erklärt hat, Israel und die jüdische Bevölkerung zu vernichten: Der Hamas-Anschlag war antisemitisch und unmenschlich. Wer trotz dieses Wissens die Hamas feiert, feiert nicht mit uns!

Während wir die terroristischen Angriffe der Hamas aufs Schärfste verurteilen, gilt das Gleiche für die Angriffe Israels auf Palästinenser*innen. Der "Krieg gegen die Hamas" ist ein unverhältnismäßiger Krieg gegen die palästinensische Zivilbevölkerung. Auf Antrag Südafrikas wird das Vorgehen der israelischen Regierung vom Internationalen Gerichtshof in Den Haag untersucht, um festzustellen, ob Israel im Gazastreifen einen Völkermord begeht. Die Bevölkerung des Gazastreifens ist von der völligen Vernichtung bedroht. Millionen von Menschen sind akut vom Hungertod bedroht, Krankheiten breiten sich aus, und nach Angaben der UNO steht ein Massensterben unmittelbar bevor. Mehr als 70 Prozent der Häuser im Gazastreifen sind zerstört oder beschädigt und das Bildungs- und Gesundheitssystem ist fast vollständig zerstört. Während Israel immer wieder Menschenrechtsverletzungen begeht und Sicherheitszonen und Krankenhäuser bombardiert, wird die öffentliche Kritik an Israels Politik und dem Krieg gegen Palästinenser*innen schon viel zu lange mit dem allgegenwärtigen Vorwurf des Antisemitismus zurückgehalten. Die notwendigen Konsequenzen werden nach wie vor nicht gezogen.

Einem Bericht des Stockholmer Friedensforschungsinstituts aus dem Jahr 2023 zufolge stammen 69 Prozent der israelischen Waffenkäufe von US-Firmen und 30 Prozent aus Deutschland. Die EU, Deutschland und die USA müssen aufhören, sich am unermesslichen Leid des palästinensischen Volkes mitschuldig zu machen und mehr Druck auf die israelische Regierung ausüben, damit diese das kollektive Töten von Palästinenser*innen beendet.

Wir beobachten mit Sorge die wachsende Macht der rechtsradikalen, ultraorthodoxen und populistischen israelischen Regierung, deren Handeln unmenschlich und rassistisch ist.

Wir erkennen an, dass sowohl Israeli*innen als auch Palästinenser*innen ein Recht auf die Existenz in einem souveränen Staat haben.

Wir solidarisieren uns mit Muslim*innen, die weltweit und in Deutschland unter Generalverdacht stehen und zunehmenden antimuslimischen Rassismus und Anfeindungen erleben. Wir solidarisieren uns mit jüdischen Menschen, die weltweit und in Deutschland einem zunehmenden Antisemitismus ausgesetzt sind.

Was den deutschen Diskurs betrifft:

Wir distanzieren uns davon, dass Menschen, die die israelische Regierung kritisieren, mundtot gemacht werden. Staaten sind ein menschengemachtes Konstrukt, das mit Macht und damit auch mit Missbrauch und Unterdrückung einhergeht. Kritik an einem Staat und einer Regierung muss immer möglich sein. Wir sehen jedoch die Notwendigkeit, präzise in unserer Kritik zu sein: Wir kritisieren die Regierung Israels und nicht die israelische Zivilbevölkerung. Diesbezüglich nicht präzise zu sein, führt zu Diskriminierung.

Wir sind besorgt über den Mangel an Komplexität und Anerkennung der Gleichzeitigkeit im deutschen Diskurs.

Die deutsche Staatsraison wird als Ausrede benutzt, um Kritik an den Handlungen der israelischen Regierung zu vermeiden. Wir sind der Meinung, dass die historisch begründete deutsche Staatsraison darin bestehen sollte, global gegen menschenfeindliche, kollektive Gewalt Stellung zu beziehen, und nicht bedingungslos hinter der israelischen Regierung zu stehen.

Wir sehen, dass insbesondere BiPoC unter der Einschränkung der Meinungs- und Versammlungsfreiheit und unter dem deutschen Diskurs leiden. Der von deutschen Medien und Politiker*innen geschürte Generalverdacht und die Diskriminierung machen es Aktivist*innen unmöglich, ihre Solidarität zu zeigen (z.B. weil einige von ihnen nur eine Aufenthaltsgenehmigung haben, aus ihren Jobs entlassen werden o.Ä.). Es herrscht ein zunehmend rassistisches, diskriminierendes Klima in Deutschland. Wir sehen dies auch an der zunehmenden Übernahme rechter Rhetorik aller Parteien, die BIPoCs sowie jüdische Menschen, die sich gegen die Regierung Israels aussprechen, entmenschlichen und durch repressive Maßnahmen mundtot machen. Wir sind besorgt über die Zunahme von antimuslimischem Rassismus und Antisemitismus in Deutschland. Als Festival arbeiten wir darauf hin, Räume zu schaffen, die Formen von Rassismus, Antisemitismus und jeglicher Diskriminierung erkennen und solidarisch mit Menschen umgehen, die davon betroffen sind.

Über das Festival:

Als Kulturbeitragende wollen wir Räume schaffen, in denen ein offener Diskurs möglich ist und unterschiedliche Perspektiven gesehen, akzeptiert und bei Bedarf diskutiert werden können. Kultur ist politisch und unser Festival ist es auch.

Auf dem Festival wollen wir einen möglichst sicheren Raum schaffen, auch für marginalisierte Communities, darunter BIPoC, FLINTA*, Muslim*innen und jüdische Menschen. Zu diesem Zweck sind wir dabei, externen Expert*innenrat einzuholen, um an Sensibilisierungs- und Sicherheitskonzepten für das Festival sowie an An- und Abreisekonzepten zu arbeiten. Durch unsere externe Kommunikation wollen wir verdeutlichen, dass auf unserem Festival kein Platz für rassistische, antimuslimische, antisemitische, rechtsextreme oder andere menschenfeindliche oder diskriminierende Haltungen ist. Wir behalten uns das Recht vor, wenn nötig, Personen des Geländes zu verweisen.

03/2023: Rassistischer Vorfall // Statement

Mit diesem Beitrag wollen wir die Verantwortung für einen rassistischen Vorfall, der sich im Rahmen der Arbeit des Fluid Festivals ereignet hat, übernehmen und unsere Aufarbeitung präsentieren.
Es geht um Sichtbarkeit, Klärung und Solidarisierung mit der betroffenen Person.


Das vollständige Statement hierzu findest du hier.

08/2022: No-Nipple-Policy // Statement

Das erste Fluid Festival hat mit einer No-Nipple-Policy gearbeitet und wir wollen erklären warum:

Auf der einen Seite sind wir uns darüber bewusst, dass körperliche Freiheit für viele, insbesondere für die trans*, inter*, nicht binär und queer Community, eine Art des Empowerments darstellt. Auf der anderen Seite ist es in unserer heteronormativen, (cis-)sexistisch dominierenden Gesellschaft nicht allen Menschen möglich, ihren Oberkörper frei zu zeigen, ohne gewaltvolle Erfahrung zu erleben (falsch gelesen zu werden, sexistische Übergriffe zu erleben etc.). Körper von Menschen werden in unserer Gesellschaft unterschiedlich bewertet und vor allem weiblich gelesene Personen werden schneller sexualisiert.

Indem wir auf dem Fluid Festival Brustwarzen verdecken, möchten wir auf die ungleiche Oben-ohne-Politik aufmerksam machen und aufzeigen, dass gerade im medialen Raum oft nur bestimmte Brustwarzen zensiert werden. Für unser erstes Fluid Festival ist es uns wichtig gewesen, dass alle Besuchenden sich dieser Machtdynamik bewusst werden - dass männlich gelesene Personen und cis Männer davon kaum bis gar nicht betroffen sind - und dass eine Free Nipple Kultur eben nur dann möglich ist, wenn alle Besuchenden sensibel miteinander umgehen und sich sicherer fühlen.

Wir haben zum ersten Mal unsere Besuchenden kennen lernen und erleben dürfen. Wir sind sehr froh, dass sich so viele Menschen aus der queer Community angesprochen gefühlt und uns besucht haben. Da wir jedoch unser Publikum und den sensiblen Umgang miteinander vor der Veranstaltungsdurchführung nur schwer einzuschätzen konnten, haben wir uns aber bewusst für eine No-Nipple-Policy entschieden.

Wir allein schaffen mit unserem Code of Conduct keinen safer space, sondern nur mit allen Menschen gemeinsam. Uns ist wichtig, dass sich alle auf dem Fluid Festival sicherer fühlen können. Deshalb wollen wir einen achtsamen und bewussten Raum schaffen und privilegierte Gruppierungen sensibilisieren. Da die Schaffung sicherer Räume für unter anderem queere Menschen ein großes Anliegen für uns ist, möchten wir langfristig auf ein Free Nipple Festival hinarbeiten und uns als Allys weiter sensibilisieren, sodass sich jede marginalisierte Community gesehen und ernstgenommen fühlt.

Wir freuen uns über Austausch und eure Gedanken,

das Fluid Awareness Team

09/2022: Unsichere An- und Abreise für BI_PoC und queer gelesene Menschen // Statement

Liebe Besuchende, Mitarbeitende und Künstler*innen,

wir möchten uns an dieser Stelle noch einmal an euch wenden, um die Ereignisse rund um die An- und Abreise Situation während des Fluid Festivals 2022 transparent zu machen, die insbesondere für die BI_PoC und Queere Community untragbar gewesen sind. Wir halten dies für notwendig, um unsere eigenen Leerstellen aufzuzeigen, Verantwortung für diese zu übernehmen und die dadurch entstandene psychische Mehrbelastung der Communities sichtbar werden zu lassen.

Am Dienstag den 21. Juni erreichte uns eine Nachricht über Instagram, dass die Bassliner Tickets über die Website nicht mehr zu kaufen seien. Daraufhin haben wir uns bei Bassliner nach der Ursache erkundigt und erfahren, dass es zu wenig Ticketkäufe gab und das Angebot daher durch Bassliner eingestellt wurde. Zu diesem Zeitpunkt gab es zwei Optionen für uns:

  • Die Kooperation aufrechtzuerhalten und aufgrund der zu wenig verkauften Tickets eine Summe von circa 12.000 Euro selber tragen zu müssen.

  • Die bereits verkauften Tickets zu stornieren und unseren Besucher*innen das Geld zurückzuerstatten.

Aufgrund des hohen finanziellen Risikos, zusätzlich bedingt durch stetig steigende Produktionskosten, und einer damit drohenden Insolvenz verbunden, sahen wir keine andere Möglichkeit, als den geplanten Bassliner Shuttle aus Berlin zum Festivalgelände zu streichen. Zu unserem Bedauern wurden wir nicht über die stagnierenden Verkaufszahlen von Bassliner informiert. Dadurch konnten wir weder unsere Besucher*innen frühzeitig informieren, noch rechtzeitig sichere Alternativen finden.

An dieser Stelle möchten wir uns dafür entschuldigen, unserer Verantwortung bei der Bereitstellung einer sicheren An- und Abreiseinfrastruktur nicht gerecht geworden zu sein. Das Nutzen öffentlicher Verkehrsmittel (zum Beispiel 9-Euro-Ticket) ist nicht für alle Menschen gleich selbstverständlich und flexibel. Für Menschen mit Diskriminierungserfahrungen kann dies mit Schwierigkeiten, gewaltvollen Erfahrungen und Ängsten verbunden sein. Durch Deutschland zu reisen ist nicht für alle gleichermaßen sicher. Es kann bedeuten, strukturellem Rassismus, Sexismus, Queer* und Trans*feindlichkeit ausgesetzt zu sein. Die entstehenden Mehrkosten für alternative Anreisemöglichkeiten bleiben hier wieder bei den betroffenen Communities hängen.

Unseren Versuch, eine Plattform zur Vernetzung von Mitfahrgelegenheiten aufzubauen, haben wir zu spät in­i­ti­iert, um tatsächlich eine sichere Alternative anbieten zu können. Auch hierfür möchten wir uns aufrichtig entschuldigen.

Wir werden im nächsten Festivaljahr die Organisation einer sicheren An- und Abreise zum Festivalgelände höher priorisieren. Ein Mitfahrer*innenportal zur Vernetzung soll rechtzeitiger aufgesetzt werden sowie mit den uns zur Verfügung stehenden Ressourcen ein eigenen Shuttle vom nächstgelegenen Bahnhof zum Gelände angeboten werden.

Außerdem möchten wir unsere Leerstelle bei der Organisation der An- und Abreise für unser Awareness Personal sichtbar machen. Wir haben im Vorfeld nicht klar genug kommuniziert, dass wir aufgrund unserer knappen finanziellen Ressourcen nur wenige private Shuttleservices anbieten können. Durch den zusätzlich wegfallenden Bassliner standen einige Personen vor der Herausforderung, keinen sicheren und gleichzeitig kostengünstigen Weg zu ihrem Arbeitsplatz zu haben. Auch hierfür möchten wir uns entschuldigen und uns insbesondere bei den betroffenen Personen bedanken, die uns darauf aufmerksam gemacht haben und Bildungsarbeit für uns geleistet haben.

Wir wollen beim nächsten Mal versuchen, auch hier mehr Angebote zu schaffen.

Darüber hinaus möchten wir uns auch und vor allem bedanken - bei den Menschen, die andere Besucher*innen in ihren Autos mitgenommen haben und bei den FLINTA+ und BI_PoC Kollektiven und einzelnen Personen, die uns am Sonntag geholfen haben, diese Abreisesituation zu bewältigen. Hervorzuheben ist, dass wieder betroffene Communities diejenigen waren, die die Arbeit geleistet haben. Danke an JUA Kollektiv, Coraci, Minzgespinst und Mariama (Bildung Macht Rassismus, BLACK COMMUNITY Coalition For Justice & Self-Defence).

Falls es von eurer Seite aus Kritik, Anmerkungen oder Fragen gibt, nutzt gerne unsere Umfrage (folgt). Falls ihr darüber hinaus das Bedürfnis nach Austausch über eine konkrete Situation verspürt, die euch immer noch beschäftigt oder beschäftigt hat, schreibt uns gern an awareness@fluidfestival.de.

Liebe Grüße

das Fluid Team

09/2022: Unsicheres Gelände und Geländewechsel // Statement

Liebe Besuchende, Mitarbeitende und Künstler*innen,

wir möchten euch darüber informieren, dass die nächste Ausgabe des Fluid Festivals auf einem anderen Gelände stattfinden wird und euch erklären, wieso wir uns für einen Geländewechsel entschieden haben.

Aufgrund eines vorausgehenden Wertekonflikts Ende 2021 mit dem Geländebesitzer unseres ursprünglichen Veranstaltungsgeländes, waren wir Anfang 2022 dazu gezwungen, uns unter zeitlichem Druck ein neues Festivalgelände zu suchen. Nach Kontaktaufnahme mit einer großen Zahl von Gemeinden, Vermietenden und anderen Festivalveranstaltenden, konnte nur eine Geländevermietung uns so kurzfristig ein Gelände bereitstellen. Für diese kurzfristige und hilfsbereite Zusammenarbeit möchten wir uns an der Stelle auch bei den Vermieter*innen bedanken!

Brandenburg ist, darüber sind und waren wir uns bewusst, kein sicheres Reiseziel für Personen der Bi_PoC und queeren Community. Trotzdem, und hier müssen wir unsere Leerstelle bzw. insbesondere unsere weißen Privilegien klar benennen, haben wir es versäumt, einen gründlichen Orts- und Backgroundcheck der Region durchzuführen. Außerdem müssen wir mit Gemeinde und Vermietenden unsere Werte- und Awarenessvorstellungen in Zukunft intensiver thematisieren, um sicherzustellen, nach den gleichen Vorstellungen und auf einer gemeinsamen Basis arbeiten zu können. Zwar stimmten wir in der vergangenen Kooperation in grundlegenden Vorstellungen überein, dennoch müssen wir in Zukunft bezüglich Awareness- und Wertevorstellungen einen noch engeren Austausch pflegen.

Aufgrund verschiedener Vorfälle im Verlauf des Festivalbetriebs ist eine weitere Ausgabe des Fluid Festivals auf dem diesjährigen Veranstaltungsgelände nicht denkbar. Wir möchten uns aufrichtig bei allen betroffenen Besuchenden entschuldigen, die durch unser leichtfertiges Handeln in puncto Geländewahl traumatisierenden oder gewaltvollen Situationen ausgesetzt sein mussten. Auch möchten wir uns bei denen entschuldigen, die sich durch unser Handeln gegen einen Besuch des Fluid Festivals entscheiden mussten. An dieser Stelle möchten wir uns zudem insbesondere bei allen Mitarbeitenden des Awareness Teams bedanken, die uns trotz eigener Betroffenheit dabei unterstützt haben, die Vorfälle zu bewältigen.

Aufgrund der knappen Verfügbarkeit von passenden Flächen können wir nicht ausschließen, dass das nächste Festivalgelände in Brandenburg liegen wird. Egal wo sich das Festival im nächsten Jahr befinden wird, werden wir aber einen verstärkten Fokus darauf legen, mit unseren Vermieter*innen in einen intensiveren Dialog über unsere Awareness- und Wertevorstellungen zu gehen sowie die Gemeinde, in der wir veranstalten, in diesen Dialog einzubinden. Im Idealfall möchten wir mit Festivals und/oder Kollektiven zusammenarbeiten, die nach außen eine klare rassismus- und diskriminierungskritische Haltung einnehmen. Außerdem werden wir dafür Sorge tragen, dass allen Besuchenden eine sicherere An- und Abreise ermöglicht wird.

Unsere Umgang mit der Geländeauswahl hat uns erneut gezeigt, aus welchen Positionierungen und daraus gegebenen Privilegien wir entschieden und gehandelt haben, und dass wir hinsichtlich Powersharing und Allyship noch ganz am Anfang stehen. Wir werden daraus lernen, unsere Leerstellen weiter aufarbeiten und in Zukunft mehr Verantwortung übernehmen.

Falls ihr darüber hinaus das Bedürfnis nach Austausch über eine konkrete Situation verspürt, die euch immer noch beschäftigt oder beschäftigt hat, schreibt uns gern an awareness@fluidfestival.de.

Liebe Grüße

das Fluid Team